Hottinger zwerge

...wie alles begann...

„Eine Begegnung der ganz besonderen Art“ oder besser gesagt „Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“

Es war Urlaubszeit und mein Sohn Sebastian und ich entschlossen uns auf die Nordseeinsel Föhr zu reisen. Die herrliche Natur und das tolle Reizklima mit Wind, Sand und Meer bieten die beste Voraussetzung zur Erholung. Zum wiederholten Male zog es uns dorthin.

Wir unternahmen täglich herrliche Fahrradtouren über die bezaubernden Inseldörfer oder wanderten durchs Watt und am Strand. Jeder Tag war auf seine Art wunderschön und es gab immer wieder Neues zu entdecken.

Doch an einem Tag ereignete sich etwas Außergewöhnliches, das alles andere noch übertraf. Mit vollgepackten Strandtaschen radelten wir in Richtung einer unserer Lieblingsplätze am Strand. Kurz vorher ging es noch durch ein kleines Dörfchen, wo wir eine Mutter mit ihrer ca. 7 jährigen Tochter trafen. Sofort kamen wir sehr nett ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass die Beiden ebenfalls auf dem Weg zum Strand waren. Wir beschlossen den Weg gemeinsam zu gehen. Wir parkten die Fahrräder und marschierten Richtung Strandkorb, der gleich hinter den Dünen stand. Es waren nur wenige Strandgäste da, und daher herrschte eine ruhige, angenehme Atmosphäre. Wir konnten das Meeresrauschen und das Geschrei der Möwen ganz bewusst genießen. Mutter und Tochter entschieden sich Baden zu gehen und Sebastian schloss sich begeistert an. Für mich war es zu kalt und ich blieb daher im Strandkorb. Als ich sagte: „Ich bleib hier“ zögerte das Mädchen einen Augenblick nachdenklich, sprang einige Schritte durch den Sand zu mir und sagte schließlich: „Dann kannst du ja auf meinen Freund aufpassen.“ Ich war etwas irritiert, denn außer dem Mädchen, ihrer Mutter und meinem Sohn sah ich niemanden der als Freund in Frage gekommen wäre. Daher fragte ich erstaunt: “Auf deinen Freund? Wer soll das sein?“ Sie zog ein kleines Zwerglein aus ihrem Rucksack, drückte es mir in die Hand und meinte: „Das hier ist mein Freund – das ist Tattituk!“ Dann rannte sie los in Richtung Meer, wo ihre Mutter und Sebastian bereits badeten. Unterwegs rief sie mir noch zu: „Pass gut auf ihn auf – ihr werdet euch verstehen!“

Ich hielt das Zwerglein verwundert in beiden Händen. Dann setzte ich ihn auf meine Knie und betrachtete ihn genauer. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich sah seine Zipfelmütze, die Händchen und Füßchen,  seinen kleinen buckligen Rücken und den unbeschreiblich zotteligen Bart, der das ganze Gesichtchen einrahmte. Die gestrickten Augen glänzten und sein breiter Mund lächelte mich freundlich an. Seine ganze Ausstrahlung fesselte mich in Sekunden. Ein kleiner Zwerg saß da auf mir mit einer ungeheuren Ausstrahlung von Herzlichkeit und Liebe. Nach kurzer Zeit war ich, ohne Worte, in einer Verbindung mit Tattituk, die ich mir nie hätte vorstellen können. Das gelbe Mäntelchen machte seine Persönlichkeit noch perfekt und die Anwesenheit von Tattituk berührte mich im Innersten. Ich war von seinem Charme so fasziniert und spürte, wie er  mir in kürzester Zeit ans Herz gewachsen war. Auf meinen Knien saß ein echter Freund, auf den man gut aufpassen sollte.

Etwa eine halbe Stunde war vergangen als die 3 vom Baden zurückkamen. Das Mädchen fragte mich neugierig: „Und habt ihr zwei euch gut verstanden?“ Ich kam zu mir und antwortete: „Oh ja, wir haben uns prächtig verstanden und ich hab gut auf deinen kleinen Freund aufgepasst. Er ist wirklich etwas Besonderes!“

Die Begegnung und die Zeit am Strand beschäftigten mich noch sehr lange. Als ich vom Urlaub zurück war, erzählte ich die Geschichte meiner Freundin Sabine. Sie war ebenso berührt wie ich. Sie begann Recherchen über Hottinger Zwerge einzuholen. Es dauerte nicht lange, da strickte Sabine ihr erstes Zwerglein nach Hottinger Art und es fühlte sich an, als hätte sie es schon immer gemacht…

Angelika Reidl